Optimistisch gestartet und nach einer guten Woche schon wieder zuhause! Aber erst mal der Reihe nach:
Da bin ich also guter Dinge losgefahren, durch das Unterallgäu in Richtung Reutte. Was ich gleich zu Anfang bemerkte, war wie hart es mit dem ganzen Gepäck ist wenn’s bergauf geht. Hätte vielleicht vorher doch mal eine Proberunde drehen sollen. Aber ok, gewöhnt man sich schon dran. Zweiter Tag über den Fernpass, sehr unangenehm auf der Radroute, steiler Schotter mit einigen Schiebepassagen. Weiter hinunter ins Inntal und über Imst nach Landeck. Hinter Landeck auf einem netten Campingplatz übernachtet. War zwar jetzt schon leicht angesaftet, aber sonst guter Dinge.

Dritter Tag – Reschenpass – davor hatte ich echt Respekt. Die Auffahrt von Martina im Inntal nach Nauders war dann aber recht angenehm, immer schön gleichmäßige 5 Prozent und wegen eines Radrennens für den Verkehr gesperrt. So viel Glück hat man selten, einen Alpenpass in völliger Ruhe hoch zu fahren.
Von Nauders nach Reschen gibt’s dann eh wieder einen Radweg. Ab Reschen, die Passhöhe am Reschensee ist erreicht, geht’s dann immer Bergab Richtung Meran, irgendwo 30 km vor Meran wieder einen Campingplatz gesucht und einen ruhigen Abend verbracht. Hier hat man jetzt auch schon die Hitze so richtig gespürt, selbst der Fahrtwind brachte keine Kühlung mehr.




Tag 4 nach Meran und weiter nach Bozen, Mittags bereits über 30 Grad und die Strecke nach Trento ist praktisch ohne Schatten. Bei 34 Grad mehrere Stunden auf dem Rad hat mich erledigt, auf den letzten 10km brauchte ich noch eine halbe Stunde Pause, sonst wär ich vom Rad gekippt.
Völlig am Ende hab ich in mein Zimmer eingecheckt, geduscht und erst mal 2 Stunden wie tot auf dem Bett gelegen. Dann war Zeit zu überlegen wie ich weiter mache. Der Wetterbericht für die Po-Ebene und weiter in Kroatien war ernüchternd – jeden Tag so um die 35 Grad, teilweise bis zu 38 Grad. Mir war klar, dass ich noch nicht die körperliche Verfassung hab um bei diesen Temperaturen weiter zu kommen, ich hatte Angst, dass ich mit Kreislaufversagen im Krankenhaus ende.
Dazu kam noch, dass ich auch keinen Appetit mehr hatte und ihr wisst ja, dass mir wegen meinen gesundheitlichen Problemen noch einige Kilos fehlen. Gesamtsituation Note ungenügend.
Also Abbruch.
Wollte aber wenigstens aus eigener Kraft wieder nach Hause kommen und so hab ich mich an Tag 5 wieder auf den Weg nach Norden gemacht, noch mal über die Alpen, zurück nach Bozen, weiter nach Brixen und die Franzensfeste.
Da gibt’s einen schönen Blockhausunterstand zum Übernachten. Energielevel war jetzt langsam schon bedenklich niedrig, meine Etappen waren einfach zu lang.
Am nächsten Tag aus dem Schlafsack geschält, fix und fertig aufs Rad und über den Brenner gequält. In Innsbruck dann noch den Fehler gemacht mir Richtung Fernpass eine Unterkunft zu suchen ohne die Höhenmeter zu checken. Musste dann hinter Telfs noch 250 hm bei Gewitter hoch, ich war definitiv am Ende.



Tag 7, das Ziel war Füssen. War am morgen kaum in der Lage meine Taschen zu packen und zum Rad zu schleppen – und es stand ja jetzt noch der Fernpass an. Ging dann aber erst mal einigermaßen, 250hm hoch und dann wieder runter nach Nassereith. Ab dem Fernsteinsee dann der Schock, der Radweg wird zum Singletrail, megasteil und definitiv unfahrbar. Hab das Rad also 250hm hoch geschoben, immer 50m schieben und dann kurze Pause zum verschnaufen. Um mich herum schon wieder Gewitterwolken, ich wollte nicht mehr. Kurz entschlossen zuhause angerufen und gebeten dass mich jemand in Reutte abholt, ich hätte am nächsten Tag sicher keinen Meter mehr fahren können.
Endstation – immerhin hab ich einiges dabei gelernt.
Nächstes mal nicht in der Sommerhitze starten, macht keinen Sinn. Und kürzere Etappen fahren, auf Langstrecke darf man nicht an seine Grenzen gehen. 5 Stunden Fahrzeit pro Tag sind Maximum, wenn nötig auch mal 6, aber sicher nicht 7 Stunden, wie ich es versucht hab.
Trotzdem war’s ein guter Versuch, ich probier’s sicher noch mal, dann aber mit Start Mitte April, wenn’s noch kühler ist.
Stats: 7 Tage, 770km, 5200hm (wenn ich das so seh‘ wird mir klar, was für eine bescheuerte Aktion das war – da wär ich mit Mitte 20 schon am Filter gewesen)