mit dem Rad von Augsburg nach Istanbul

Autor: admin (Seite 1 von 3)

Hitzeschaden – eine Geschichte des gründlichen Scheiterns

Optimistisch gestartet und nach einer guten Woche schon wieder zuhause! Aber erst mal der Reihe nach:

Da bin ich also guter Dinge losgefahren, durch das Unterallgäu in Richtung Reutte. Was ich gleich zu Anfang bemerkte, war wie hart es mit dem ganzen Gepäck ist wenn’s bergauf geht. Hätte vielleicht vorher doch mal eine Proberunde drehen sollen. Aber ok, gewöhnt man sich schon dran. Zweiter Tag über den Fernpass, sehr unangenehm auf der Radroute, steiler Schotter mit einigen Schiebepassagen. Weiter hinunter ins Inntal und über Imst nach Landeck. Hinter Landeck auf einem netten Campingplatz übernachtet. War zwar jetzt schon leicht angesaftet, aber sonst guter Dinge.

Dritter Tag – Reschenpass – davor hatte ich echt Respekt. Die Auffahrt von Martina im Inntal nach Nauders war dann aber recht angenehm, immer schön gleichmäßige 5 Prozent und wegen eines Radrennens für den Verkehr gesperrt. So viel Glück hat man selten, einen Alpenpass in völliger Ruhe hoch zu fahren.

Von Nauders nach Reschen gibt’s dann eh wieder einen Radweg. Ab Reschen, die Passhöhe am Reschensee ist erreicht, geht’s dann immer Bergab Richtung Meran, irgendwo 30 km vor Meran wieder einen Campingplatz gesucht und einen ruhigen Abend verbracht. Hier hat man jetzt auch schon die Hitze so richtig gespürt, selbst der Fahrtwind brachte keine Kühlung mehr.

Tag 4 nach Meran und weiter nach Bozen, Mittags bereits über 30 Grad und die Strecke nach Trento ist praktisch ohne Schatten. Bei 34 Grad mehrere Stunden auf dem Rad hat mich erledigt, auf den letzten 10km brauchte ich noch eine halbe Stunde Pause, sonst wär ich vom Rad gekippt.

Völlig am Ende hab ich in mein Zimmer eingecheckt, geduscht und erst mal 2 Stunden wie tot auf dem Bett gelegen. Dann war Zeit zu überlegen wie ich weiter mache. Der Wetterbericht für die Po-Ebene und weiter in Kroatien war ernüchternd – jeden Tag so um die 35 Grad, teilweise bis zu 38 Grad. Mir war klar, dass ich noch nicht die körperliche Verfassung hab um bei diesen Temperaturen weiter zu kommen, ich hatte Angst, dass ich mit Kreislaufversagen im Krankenhaus ende.

Dazu kam noch, dass ich auch keinen Appetit mehr hatte und ihr wisst ja, dass mir wegen meinen gesundheitlichen Problemen noch einige Kilos fehlen. Gesamtsituation Note ungenügend.

Also Abbruch.

Wollte aber wenigstens aus eigener Kraft wieder nach Hause kommen und so hab ich mich an Tag 5 wieder auf den Weg nach Norden gemacht, noch mal über die Alpen, zurück nach Bozen, weiter nach Brixen und die Franzensfeste.

Da gibt’s einen schönen Blockhausunterstand zum Übernachten. Energielevel war jetzt langsam schon bedenklich niedrig, meine Etappen waren einfach zu lang.

Am nächsten Tag aus dem Schlafsack geschält, fix und fertig aufs Rad und über den Brenner gequält. In Innsbruck dann noch den Fehler gemacht mir Richtung Fernpass eine Unterkunft zu suchen ohne die Höhenmeter zu checken. Musste dann hinter Telfs noch 250 hm bei Gewitter hoch, ich war definitiv am Ende.

Tag 7, das Ziel war Füssen. War am morgen kaum in der Lage meine Taschen zu packen und zum Rad zu schleppen – und es stand ja jetzt noch der Fernpass an. Ging dann aber erst mal einigermaßen, 250hm hoch und dann wieder runter nach Nassereith. Ab dem Fernsteinsee dann der Schock, der Radweg wird zum Singletrail, megasteil und definitiv unfahrbar. Hab das Rad also 250hm hoch geschoben, immer 50m schieben und dann kurze Pause zum verschnaufen. Um mich herum schon wieder Gewitterwolken, ich wollte nicht mehr. Kurz entschlossen zuhause angerufen und gebeten dass mich jemand in Reutte abholt, ich hätte am nächsten Tag sicher keinen Meter mehr fahren können.

Endstation – immerhin hab ich einiges dabei gelernt.

Nächstes mal nicht in der Sommerhitze starten, macht keinen Sinn. Und kürzere Etappen fahren, auf Langstrecke darf man nicht an seine Grenzen gehen. 5 Stunden Fahrzeit pro Tag sind Maximum, wenn nötig auch mal 6, aber sicher nicht 7 Stunden, wie ich es versucht hab.

Trotzdem war’s ein guter Versuch, ich probier’s sicher noch mal, dann aber mit Start Mitte April, wenn’s noch kühler ist.

Stats: 7 Tage, 770km, 5200hm (wenn ich das so seh‘ wird mir klar, was für eine bescheuerte Aktion das war – da wär ich mit Mitte 20 schon am Filter gewesen)

Der Countdown läuft + Smoke Test im Allgäu

Ende Juni/Anfang Juli geht’s nach ein paar Verschiebungen endlich los Richtung Istanbul, ich kann’s kaum glauben. Nachdem es mit Anfang Juni nicht geklappt hat wird’s halt jetzt Anfang Juli, sei’s drum.

Das Rad steht parat, ich bin so einigermaßen fit, und die Ausrüstung wurde von mir bereits zigmal sortiert und optimiert. Wir werden noch sehen wie weit die Theorie hier mit der Wirklichkeit schritt halten kann…

Also Daumen drücken, dass nicht gerade am Starttag eine Schlechtwetterfront über die Alpen zieht und mich zwingt den Aufbruch noch mal zu verschieben.

Fitnesstest (oder wie man in meiner Branche sagt „Smoke Test“) hab ich gestern noch absolviert. Also einfach so lange Belastung auf’s System geben bis es zu rauchen anfängt. Bin also mit dem Mountainbike rund um die Nagelfluhkette im Allgäu, 1500hm und 75km – mir hat’s gereicht, aber einen Tag später fühl‘ ich mich schon wieder fit. Bin also gut gewappnet für alles was unterwegs so an Bergen kommt.

Die ursprünglich geplanten 4 Wochen hab ich jetzt eh schon mal auf 6 Wochen erweitert, gibt einfach zu viele schöne Flecken unterwegs, an denen ich nicht einfach vorbei radeln will, auch über die Route bin ich noch gar nicht sicher, so viele Möglichkeiten, der Plan ist jetzt unterwegs nach Lust und Laune zu entscheiden.

Ich werde euch auf jeden Fall auf dem laufenden halten und hier und auf Insta alle paar Tage ein Update senden.

Zefix, ich freu mich wie ein Schnitzel!

Fitnesstest – Rund um den Hochgrat

Ein erster (real world) Fitnesstest zu Ostern – da bietet sich das Allgäu an. Lange, steile Anstiege, die sich abwechseln mit hügeligem Auf und Ab – wer hier gut drüber kommt, kommt auch sonst überall durch, soweit meine Theorie (Schlammpisten mal ausgenommen).

Also bei schönstem Wetter das Auto bei Immenstadt abgestellt. Nicht so einfach, einen guten Parkplatz zu finden, der kostenlos ist (wichtig weil Schwabe) – also hier der Tip: Immenstadt Süd raus und dann gleich am ersten Kreisverkehr im Gewerbegebiet an der Iller entlang bis zur Wasserskianlage, da kann man in Ruhe den ganzen Tag sein Auto parkieren und am Abend nach der Tour noch gleich in Wasser springen.

Dann mit dem Bike weiter nach Blaichach und über Ettensberg die Nebenstraße nach Gunzesried hoch. Leider gleich mal15% Steigung aber landschaftlich schöner als die Hauptstraße, dazu noch praktisch verkehrsfrei. In Gunzesried im Dorfladen hab ich mich erst mal Allgäu-typisch versorgt mit einem Paar Kaminwurzen und zwei Semmeln („Brötchen“ für die norddeutschen Leser). Von da geht’s erst mal ganz angenehm weiter bis Gunzesried Säge. Ab hier ist erst mal Schluss mit Autos. Herrlich – weniger herrlich leider, dass die Straße zur Alpe Scheidwang immer steiler wird, mein Tacho friert die Anzeige irgendwann konstant bei 15% ein, und wenn ich nicht so schnaufen müsste, würde ich mir sicher Sorgen um meinen rasenden Puls machen. Auf den letzten 100 Höhenmetern hab ich immerhin ein paar mal eine gute Ausrede zum Absteigen, weil im Schatten noch Schnee auf der Straße liegt…

Dann endlich die Alpe auf 1300m, der höchste Punkt für heute. Pause auf der Almwiese, Bewirtung gibt’s so früh im Jahr noch keine, dann eine erste kurze Abfahrt Richtung Hitisau im Bregenzerwald, und ich war schon geneigt zu glauben, dass ich die nächsten Kilometer nur Kraft zum Bremsen brauche. Leider folgt dann auf den nächsten Kilometern ein Rauf und Runter auf einem schlammigen Trail mit einzelnen Schneefeldern.

Doch irgendwann wird aus dem Trail eine schmale Teerstraße, auf der ich ziemlich angesaftet nach Hitisau hinunter rolle. Von hier nach Oberstaufen und am Alpsee entlang zurück nach Immenstadt, was soll da schon noch groß kommen? Hätte ich mir die Tourenplanung genauer angesehen, dann hätte ich bemerkt, dass die Runde 1200hm hat und mein Tacho erst gute 800 anzeigt – also noch 400hm und etliche Kilometer to go. Von da war’s dann das üblich Allgäu-Auf und -Ab, das einen langsam zermürbt wenn die nötigen Körner fehlen. Die letzte Prüfung war dann bei Oberstaufen hoch zur Wasserscheide Rhein-Donau, ab da waren die Muskeln endgültig leer.

Also mit den letzten Reserven am Alpsee entlang, links und rechts überholen mich die eBiker mit entspannter Sitzhaltung. Am Strandbad dann erst mal ein Spezi im Liegestuhl, danach laufen die letzten 2 Kilometer zurück bis zum Parkplatz wieder recht flüssig!

Noch ein paar Fakten für alle die vorhaben die Runde selbst zu fahren:

Länge ca. 70 km, 1200 hm, maximale Steigung um die 15% (geteert). Wegen des Trails Richtung Hitisau für Rennrad ungeeignet, aber mit dem Gravelbike gut machbar.

Hier noch das das GPX File zum Download: Gunzesried- Hochgrat.gpx

Rettet die Automaten!

Wer sich so wie ich eine Weile auf Instagram rumtreibt, der stellt über kurz oder lang fest, dass keine Bergbesteigung, Radreise oder andere egozentrische Unternehmung mehr ohne tieferen Sinn oder Widmung auskommt – sei es der Kampf für die Rechte alternder Männer oder eine Initiative gegen das Aussterben des Seitenscheitels. Also ist klar, auch für das Radeln nach Istanbul muss eine Mission her.

Um also Instagram-tauglich zu werden, werde ich meine Reise dem langsamen Verschwinden der Kaugummiautomaten aus unseren Städten und Dörfern widmen.

Denn der Kaugummiautomat ist ein häufig unterschätztes Kulturgut, an dem wir Halbwüchsigen früher für kleines Geld erste Erfahrungen in Gastfreundschaft sammeln konnten. Und nicht zu vergessen die angehenden Automatensprenger, die hier für ihre von Silvester abgezwackten Böller ein einfaches Übungsobjekt vorfanden.

Ich werde also auf meiner Reise versuchen, so viele wie möglich von diesen Kultobjekten zu dokumentieren und so wenigstens in fotografischer Form für die Nachwelt zu erhalten.

Geld- und Sachspenden zur Unterstützung meiner Mission sind jederzeit willkommen!

Der Kaugummiautomat oben im Bild findet sich in Bobingen/Straßberg an der Hauptstraße, einer der letzten seiner Art hier in der Gegend – und leider bereits in bedauernswertem Zustand.

Sagt der Wal zum Fisch: du hattest die Wahl, Fisch

Spoiler: heut‘ wird’s dreckig, schmutzige Wäsche mit alles…

Die Schneeglöckchen sprießen, die Vögel zwitschern und die Wahl1 in unserem schönen Land ist gegessen. Zeit also das warme Frühlingswetter zu Nutzen und das Rad runter von der Rolle und nach draußen auf die Straße zu bringen.

Leider sind die Umbauten um mein Monster Gravel leichter und schneller zu machen noch in vollem Gange also pflüge ich notgedrungen auf meinem Fully über die matschigen Waldwege – ein gutes Training ist das allemal wenn die Reifen im Schlick kleben wie Kaugummi unter dem Besprechungstisch und einem dabei der Dreck um die Ohren fliegt.

Kein schöner Anblick für Bike Enthusiasten! Jedoch der wahre Mountainbiker dampfstrahlt und schweigt.

See you on the road!

  1. Hinweis an alle Literaturwissenschaftler die sich mit diesem blog in 100+ Jahren beschäftigen. Gemeint ist hier die Bundestagswahl 2025 in der damaligen Bundesrepublik Deutschland. War eine schöne Zeit damals, so ruhig und beschaulich bevor die Künstliche Inkontinenz alles übernommen hat… ↩︎

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